Gipskarton richtig verarbeiten
Sollen Räume nach Neu-, Aus- oder auch Umbaumaßnahmen glatte Wandoberflächen erhalten, gibt es hierzu mehrere Möglichkeiten: In vielen Fällen werden Profis damit beauftragt, eine feine Putzschicht aufzutragen. Neben nicht unerheblichen Lohnkosten gelangt mit dieser Technik Feuchtigkeit ins Haus, die in der Regel erst nach vielen Wochen komplett entwichen ist. Dann sind die Wände tapezier-, streich- oder verfliesbar und ein bewohnbares Raumklima ist möglich. Um genau dieses Feuchtigkeitsproblem zu umgehen, ist ein sogenannter trockener Innenausbau ideal. Hierbei werden Wände hauptsächlich ohne Wasserzusatz errichtet und deren Oberflächen geglättet. Wasser ist lediglich zum Anrühren von Verfugungsmaterial und Ansetzbinder notwendig. Das Prinzip dieser heimwerkerfreundlichen Alternative basiert, im Gegensatz zu klassischem Mauern und Verputzen, auf dem Anbringen von Gipskartonplatten mit Hilfe von Unterkonstruktionen aus Holz oder Metall.
1. Unterkonstruktion
Beim trockenen Innenausbau mit Gipskartonplatten ist zunächst eine Unterkonstruktion aus Holz oder Metall notwendig. Dies ist insbesondere bei Decken und Wänden erforderlich, die sich nicht für eine direkte Verklebung eignen. Für die nachfolgende Beplankung mit Gipskartonplatten bildet diese Vorsatzschale eine uneingeschränkt senkrechte und waagerechte Unterlage. Hierzu sollten die Holzleisten mit dem Kantenhobel entsprechend nachgehobelt werden oder eine Ausrichtung mittels Keilen erfolgen. Die Abstände der Holzlatten von ca. 24 x 48 mm oder 38 x 58 mm Stärke müssen den verwendeten Gipskartonplatten angepasst werden. Die Montagelöcher für die 8 mm Rahmendübel können mit dem Allzweckbohrer in einem Bohrgang direkt durch das Holz ins Mauerwerk durchgeführt werden.
Wird eine Trennwand eingezogen, dient ein Ständerwerk aus Metallprofilen als Unterkonstruktion zur Befestigung der Gipskartonplatten. Hierzu wird zunächst der Montageverlauf auf Wand, Decke und Boden angezeichnet und mit Schnur und Wasserwaage ausgerichtet. Die Rahmenprofile (UW) werden – falls notwendig – mit der Blechschere zugeschnitten und mit einer passenden Anschlussdichtung gegen Schallübertragung beklebt. Mit Nageldübeln erfolgt die Befestigung des Profils an Boden und Decke. Hierzu sind eine Bohrmaschine mit passendem 6 mm Bohrer sowie ein Hammer notwendig. Die passenden Ständerprofile (CW) können nun zunächst in das untere und dann in das obere Rahmenprofil eingefügt werden. Hierbei ist wichtig, dass das Profil mindestens 1,5 cm in den Rahmen eingreift.
Die Ständerprofile werden in einem Achsabstand von 60 cm (z. B. bei 12,5 mm starken Platten) ausgerichtet und mit der Profilverbindungszange vercrimpt, um insbesondere bei der Ein-Mann-Montage stabileren Halt während der Beplankung zu erhalten. Ständerprofile an Wänden sollten mit einer Anschlussdichtung versehen werden und können mit einem Dübelabstand von mindestens 1 m befestigt werden. Hierzu ist mit dem Allzweckbohrer eine direkte Bohrung durch das Metallprofil in die Wand möglich. In den Hohlräumen zwischen den Leisten, Kanthölzern oder den Metallprofilen finden Installationsleitungen oder auch eine zusätzliche Wärmeisolierung ihren Platz. Bei Decken und Dachschrägen ist die Abfolge ähnlich.
2. Gipskartonplatten zuschneiden
Aus dem großen Angebot an Gipskartonplatten für den Innenausbau, bieten sich insbesondere raumhohe Platten in der Breite von 125 cm an, mit denen größere Flächen zweckmäßig und schnell beplankt werden können. Besonders handlich, transportier- und lagerbar sind sogenannte „Ein-Mann-Platten“ z. B. im Format 90 x 125 cm. Für den Einsatz in Feuchträumen sind speziell imprägnierte Platten ratsam. Für das Zuschneiden bzw. Anpassen von Gipskartonplatten bis 12,5 mm Dicke ist zunächst nicht mehr als ein scharfes Messer nötig. Winkelschnitte lassen sich mit der integrierten Schmiege auf die Platte übertragen und danach maßgerecht zuschneiden.
Die Gipskartonplatte wird dazu mit dem Messer an der Oberseite entlang der Schneidhilfe angeritzt und danach über einer Kante vorsichtig gebrochen. Nun kann, falls notwendig, der rückseitige Karton durchschnitten werden. Größere Löcher oder Ausschnitte werden angezeichnet und können dann mit der Handstichsäge ausgeschnitten werden. Ein Vorbohren ist durch die angeschrägte und angeschliffene Spitze am Sägeblatt nicht notwendig. Werden mehrere gleichgroße Streifen von den Platten benötigt, so ist dies das ideale Einsatzgebiet des Streifen- und Kreisschneiders: Das gewünschte Maß wird eingestellt und die Streifen mittels Schneidrad vorgeritzt und danach wie gewohnt über eine Kante gebrochen.
Mit größeren kreisrunden Ausschnitten wird ähnlich verfahren. Radius bestimmen, einstellen, fixieren, mit der integrierten Zentrierspitze und dem Schneidrad oder mittels eines Bleistifts übertragen und danach mit der Stichsäge ausschneiden. Entstandene Schnitt- oder Bruchkanten werden anschließend mit dem Kantenhobel geglättet. Gerade Schnittkanten werden vor dem Anbringen der Gipsplatte auf etwa 2/3 ihrer Stärke angefast. Bei bereits werkseitig angefasten Kanten kann man diese leicht mit Schleifpapier brechen.
3. Gipskartonplatten positionieren – halten – fixieren
Bei der Montage von Gipskartonplatten hat man buchstäblich meistens „Hände zu wenig“. Nützliche Hilfsmittel sind in solchen Situationen um so wichtiger – auch bei der Montage von „Ein-Mann-Platten“. Um Gipskartonplatten an Wänden den nötigen Abstand zum Boden zu geben, müssen diese etwas angehoben und positionsgerecht gehalten werden. Dies gelingt ohne besonderen Aufwand durch die Hebelwirkung des PlattenLifters mit einem Fuß. Der integrierte Zughacken des Lifters erleichtert außerdem das Zusammenfügen der Platten an der Wand. Telekopierbares Deckenstützen und Einhandzwingen, welche die Gipskartonplatten während der vorübergehenden Befestigung in ihrer Position halten, erleichtern die Arbeit vor der endgültigen Befestigung mit geeigneten Schrauben auf der Unterkonstruktion.
Ganz ohne Hilfe einer weiteren Person ist es möglich, Beplankungen an Decken und Schrägen anzubringen. Hierzu werden die Platten mittels Montagehalterungen aus Kunststoff sowie den mitgelieferten Schrauben und einer Metallklammer fixiert und dann abschließend verschraubt. Wieder demontiert, finden die Halterungen anschließend für weitere Platten Verwendung.
4. Gipskartonplatten verschrauben (Beplanken)
Die Befestigung der Gipskartonplatten auf der Unterkonstruktion (Beplanken) aus Holzleisten, Kanthölzern oder einem Metallständerwerk, erfolgt mit speziellen Schnellbauschrauben. Diese stehen mit feinem Gewinde für Rahmen- und Ständerprofile und mit grobem Gewinde und unterschiedlichen Gewindelängen je nach Plattenstärke für Holzleisten oder Kanthölzer zur Verfügung. Als ideales Werkzeug zur Verarbeitung dient ein Akku-Schrauber mit elektronischer Drehzahlregelung. Um die Schrauben fachgerecht zu versenken und die Platte beim Verschrauben nicht zu beschädigen, wird ein spezieller Innenausbau-Bit mit angepresstem Tiefenanschlag eingesetzt. Als gängigster Schraubenantrieb wird hier ein Phillipsbit mit Größe 2 verwendet.
Die Schraubenfolge ist wichtig um Stauchungen der Platten zu vermeiden, kann aber je nach Hersteller unterschiedlich angegeben sein. Beim Verschrauben sollte darauf geachtet werden, dass keine Kreuzfugen entstehen, sondern die Platten einen entsprechenden Versatz aufweisen. Wände, die keinen besonderen Anspruch erfüllen müssen, werden einfach beplankt (also nur eine Platte auf der Unterkonstruktion verschraubt). Um eine hoch belastbare Wand zu erhalten (z. B. zum anschließenden Verlegen von Fliesen) wählt man eine doppelte Beplankung (also zwei Platten übereinander).
5. Gipskartonplatten – Übergänge verspachteln
Das Verspachteln von Platten mit halbrunden Kanten sollte erst dann erfolgen, wenn sie an ihrer endgültigen Position verschraubt sind. Mit Hilfe eines Spachtels werden die Übergänge hierzu mit Fugenmasse gefüllt und leicht mit dem Glätter abgezogen. Dies gilt auch für Löcher von Schrauben und Durchbrüchen sowie anderen Unebenheiten. Je nach Hersteller wird nach dem Durchtrocknen (ca. 45-50 Minuten) der überstehende Fugenzement abgestoßen. Bei zweilagiger Beplankung gilt dies auch für die untere Plattenlage. Ein zweiter feinerer Spachtelgang kann nach dem Trocknen erfolgen, um ein besseres Oberflächenergebnis zu erzielen. Bei Platten mit abgeflachten Längskanten kann auch mit Fugendeckstreifen gearbeitet werden. Dabei sind drei Arbeitsgänge erforderlich. Die Außenecken der Gipskartonplatten werden mit Alu-Eckschutzprofilen versehen. Übergänge zu anderen Baumaterialien werden mit Kartuschenpistole und Acryl versiegelt. Bei Übergängen von Dachschrägen zu Kehlbalken oder Kniestock, werden die Fugen mit Papierfugendeckstreifen armiert. Die Spachtelbreite sollte 10-15 cm betragen.
6. Gipskartonplatten schleifen
Besonders die Fugen der Gipskartonplatten werden Platte für Platte geschliffen, so dass auch tatsächlich alle überschüssigen Reste der Spachtelmasse entfernt werden. Mit einem ergonomischen Handschleifer und einem Streifen Gitterleinen kann dies unproblematisch nur mit einer Hand erfolgen. Für mehr Kraftübertragung bei groben Überständen lässt sich der Schleifer auch beidhändig bedienen. Die Übergänge werden „unsichtbarer“ und damit das endgültige Resultat besser, je sorgfältiger dieser Vorgang ausgeführt wird. Dazu kann es notwendig sein, den Schleifprozess mehrfach durchzuführen. Fehler, welche beim Schleifen entstanden sind, können durch erneutes Auftragen von Spachtelmasse wieder ausgeglichen werden.
Zum Schleifen an Decken kann der Handschleifer durch sein praktisches Wechselgriffsystem mit einem speziellen Stielhalter umgerüstet werden, um so mit einem Teleskopstiel ohne Leiter an die Schleifstelle zu gelangen. Da das Deckenschleifen arbeitsintensiv und wegen der hohen Staubbelastung eher unangenehm ist, kann der Handschleifer mit einer Staubabsaugplatte bestückt werden und mittels 3 m langem Schlauch und einem regulierbaren Adapter an jedem handelsüblichen Industriestaubsauger betrieben werden. Zur Schonung der Augen empfiehlt sich spätestens hierbei die Nutzung einer Arbeitsschutzbrille.
7. Gipskartonplatten Installation
Nachdem die Gipskartonplatten verschraubt und fertig bearbeit sind, kann es notwendig werden, Löcher für Installations-Artikel einzufügen. Um horizontale oder vertikale elektrische Schalter- und Steckdosen-Kombinationen mit dem richten Abstand und „waagegerecht“ zu montieren, hilft eine Schablone mit entsprechenden Distanzvorgaben und Libellen. Hiermit lassen sich via Lochsäge abstands- und positionsgerechte Löcher bohren.
Der Ratgeber wurde mit freundlicher Unterstützung von wolfcraft® zur Verfügung gestellt.
Eine bebilderte Anleitung können Sie sich hier als PDF runterladen:
wolfcraft-Gipskarton-Ratgeber